KI und die Anwendung von KI haben auch in der Kirche eine grosse Reichweite. Im Think Tank CornerStone haben wir 2024 in Verbindung mit der schweizerischen Evangelischen Allianz die interdisziplinäre Projektgruppe KI und Kirche gebildet (s. 4 Quellen und Informationen). Im Cornerstone Blog Research for Leadership starten wir dazu eine Reihe von Blog Beiträgen. Wir beginnen nach KI und Kirche: 1 Grundlagen KI folgt heute 2 KI als Assistenz.
Einführung
Im Working Paper KI und Kirche (Link) haben wir als Team ausführlich über KI Grundlagen, die Perspektive Theologie und die Anwendungsmöglichkeiten von KI gesprochen. Die Kurzfassung Mein KI Assistent ist ein Beispiel einer KI Anwendung unter Berücksichtigung der im Working Paper erarbeiteten Gedanken und Leitlinien.
In der Einführung beginnen wir mit einem Vergleich zwischen dem persönliche Assistenten und dem KI Assistenten, sowie der Bedeutung der persönlichen Bibliothek.
Assistenten sind ein wichtiger Bestandteil von Leadership. Für Research und Development, bei der Durchdringung von Komplexität und bei Veränderungsprozessen. In Geschäftsleitungsaufgaben habe ich die Zusammenarbeit mit Assistenten aus verschiedenen Fachbereichen schätzen gelernt. Im Dialog, in der Lernbereitschaft, im gemeinsamen Weiterdenken und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Ein Assistent braucht für seine Arbeit ein gutes Arbeitsumfeld und vor allem gute, zielführende Instruktionen. Über: (1) Ausgangsbasis und Zielsetzung des Auftrags (2) interne und externe Informationsquellen und (3) Erwartungen und Ergebnisse.
Für KI Assistenten gibt es deutliche Parallelen in der Vorbereitung und in der Nutzung. Über Ausgangsbasis und Zielsetzung, die zu nutzenden Quellen und die richtigen Prompts (Fragestellungen) bei Research und digitalem Dialog.
Welche Rolle kann der „Digitale Assistent“ übernehmen? Wo kann er uns entlasten? Wie können wir bessere Ergebnisse erzielen? Wo sind die Gefahren, dass der KI Assistent auf Abwege führt, neue „Fakten“ erfindet“ die irrelevant sind, die in eine falsche Richtung aufzeigen?
NotebookLM bietet die Möglichkeit, Quellen zu sondieren und in eigener Regie zu verwalten und zu nutzen. Ein kurzer Einblick und Erfahrungsbericht.
1 Digitaler Assistent
Wie arbeitet der digitale Assistent? Ein Blick auf KI-gesteuerte Prozesse und Ergebnisse.
1.1 Lesen. Hören. Behalten.
Unser Prozess beginnt mit dem Einrichten des KI-Assistenten. In unserem Beispiel ist es die Einrichtung eines KI-Assistenten in NotebookLM von Google. Mit einem Google-Konto ist dies mit wenigen Klicks möglich. Damit ist NotebookLM zur Einrichtung von persönlichen,
z. B. themenbezogenen Notebooks bereit.
In das einzelne Notebook können Quellen in verschiedenen Formaten hochgeladen werden: Dateien, PDFs, Links zu Webseiten oder YouTubes. Der KI-Assistent folgt den Anweisungen, liest oder hört alle vorgegebenen Quellen. Er speichert ab und ist jeder Zeit bereit zu berichten.
1.2 Berichten. Analysieren. Zusammenfassen.
Der KI-Assistent ist bereit zu berichten, zu analysieren und zusammenzufassen, kurz oder ausführlich. Er antwortet immer im Kontext der gestellten Frage und unterschiedlichen Formaten:
Fragen & Antworten: Der KI-Assistent ist bereit, die ihm gestellten Fragen zu beantworten. Je präziser die Fragen, desto besser die Antworten. Der KI-Assistent unterstützt auch, indem er Fragen zum Thema vorschlägt. Weitere Hinweise zu dieser wichtigen Kernfunktion befinden sich im Kapitel 3 Prompts.
Formate: Der KI Assistent bietet unterschiedliche Formaten an: Arbeitshilfen, Briefingdokument, FAQs, Zeitachse, Mindmap, Audio-Zusammenfassung (englisch).
Notizen: Während des Dialogs mit dem KI-Assistenten lassen sich Erkenntnisse gut in der Notizfunktion erfassen und weiter bearbeiten. Notizen lassen sich in die Quellen einbeziehen und werden so zu Bestandteil der Auswertungen.
1.3 Digitale Bibliothek
Durch das kontinuierliche Arbeiten mit dem KI-Assistenten entsteht immer mehr eine digitale Bibliothek. Dies wird durch die wachsende Zahl von Notebooks sichtbar, betrifft aber auch die Qualität des einzelnen Notebooks durch die Aktualisierung von Quellen und immer wieder neuen Fragestellungen und Zusammenfassungen im einzelnen Notebook.
Ein Teil dieser Vorgehensweise wird auch im Cornerstone Blog «Research for Leadership» https://ttc-cornerstone.org/ sichtbar. Unter Themen ist auch eine themenbezogene Suche https://ttc-cornerstone.org/blog/ möglich.
Kurz zusammengefasst: Der KI-Assistent ist sehr leistungsfähig, er stellt sich gut auf seinen Auftraggeber ein.
2 Assistenten Dialog
Wie kann ein Dialog mit dem KI Assistenten praktisch aussehen?
2.1 Vorbereitung
Auch in der digitalen Welt ist eine gute Vorbereitung wichtig:
- Themenauswahl: Thema und Zielgruppe
- Themeninhalte: Was möchte ich ansprechen, klären, vermitteln
- Fragen: Welche Fragen bestehen zum Thema. Besonders wichtig für die digitalen Dialoge
- Quellen: Welche Quellen habe ich in meiner persönlichen Bibliothek? Welche weiteren Quellen braucht es zum ausgewählten Thema?
2.2 Quellen
Mit den vorbereitenden Gedanken beginnt die Arbeit
- im Erstellen eines persönlichen, z. B. themenbezogenen Notebooks
- im Laden von Quellen aus der persönlichen Bibliothek (print und digital)
- in der digitalen Recherche, Übernahme von relevanten Links, YouTubes etc. als Quelle ins Notebook
2.3 Dialoge und Auswertungen
Mit den Vorbereitungen entsteht in dem eingerichteten Notebook eine digitale Bibliothek zum Thema. Der KI-Assistent hat alle Quellen gelesen und gehört, ist dialogbereit.
Damit kann der digitale Dialog zur Auswertung beginnen. Schlüssel dafür sind spezifische Fragen und gezieltes Nachfragen. Dazu bitte unbedingt den nachfolgenden Abschnitt Prompts: Fragen und Anweisungen beachten!
3 Prompts: Fragen und Anweisungen
Assistenten wollen gefragt und gut instruiert sein. Das ist für den KI-Assistenten besonders wichtig! Er antwortet nur so wie er gefragt wird und nach den Anweisungen die er erhält. Für das qualifizierte Fragen und die richtigen Anweisungen stehen Prompts. Eine kurze Übersicht zu diesem elementaren KI-Thema.
3.1 Wer fragt, führt!
Diese altbewährte Erkenntnis ist auch bei der KI-Nutzung von grösster Bedeutung. Mit einem „Prompt“ werden Anweisungen gegeben, nach denen KI arbeitet. Ein guter Prompt
- ist zielgerichtet, enthält Ziele und Erwartungen
- ist klar und präzise in der Formulierung
- ist kontextbezogen, enthält notwendige Details
- passt sich dem Dialog an und verfeinert Nachfragen
Wie im Gespräch, ist es entscheidend, dass KI Dialoge die richtigen, kontextbezogenen Fragen zum Thema beinhalten. Mehr Informationen in Die besten Prompt-Engineering Tricks https://www.tolingo.com/de/prompt-engineering
3.2 Wer nachfragt, erfährt mehr!
Gute Ergebnisse entstehen im Dialog, in der gegenseitigen Nachfrage. In der KI Sprache heisst das: Chain-of-Thought (CoT)
Chain-of-Thought ist eine Prompting-Methode für Sprachmodelle. Sie fordert das Modell dazu auf, den Lösungsweg schrittweise zu erklären. Der Anwender erhält Einblick in die „Gedankenkette“ der KI. CoT trägt dazu bei, die Qualität und die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse von KI-Systemen zu verbessern.
Quelle: Was ist Chain-of-Thought (CoT)?
Erfahrung: Die Anwendung dieser Regel führt nicht nur zu besseren Antworten, es entstehen auch neue Perspektiven und Sichten, die wieder zu neuen Fragen führen können. Horizonterweiterung, wie in guten persönlichen Gesprächen. Das ist auch das Feedback von Personen, die KI qualifiziert Fragen stellen.
3.3 Prompt Engineering
Der Begriff Prompt Engineering beschreibt ein Konzept und einen Prozess aus dem KI-Umfeld. Textbasierte Eingaben über die Befehlszeile werden so gestaltet und optimiert, dass die Künstliche Intelligenz bestmögliche Ergebnisse liefert. Prompt Engineering kommt bei generativer KI mit Texteingabeschnittstellen wie großen Sprachmodellen, Chatbots oder Text-to-Image-Modellen zum Einsatz. Aus dem Prompt Engineering hat sich die Stellenbeschreibung des Prompt Engineers entwickelt. Quelle: Was ist Prompt Engineering?
4 Erfahrungen mit KI Assitenten
4.1 Meine Notebooks
Meine Notebooks sind ein bedeutender Mehrwert! Wie gut, dass ich nicht wie früher manuell sammeln und auswerten muss, sondern der Link zur Quelle führt. Dabei ist die Auswertung und Zusammenfassung von Audio- und Video-Quellen ein grosser Vorteil. Die Anzahl der ausgewerteten Quellen steigt damit stark an und ermöglicht die schnelle Einbeziehung unterschiedlicher Informationsquellen.
Dabei wächst nicht nur die Anzahl meiner Notebooks, sondern auch die Inhalte und die Aussagekraft von Auswertungen gewinnen an Bedeutung. Meine Notebooks in NotebookLM sind eine ständig wachsende Bibliothek mit guten Möglichkeiten zum persönlichen Dialog und zur Vorbereitung von Gesprächen und Begegnungen.
4.2 Dialoge
Gezielte Prompts führen zu wertvollen Hinweisen, die zu weiteren Nachfragen führen und so einen Dialog in Gang setzen. Gezieltes Nachfragen und auch Hinterfragen lässt auch den KI-Assistenten „nachdenken“ und neue Gedanken liefern. Dabei können auch Zusammenhänge oder auch Nicht-Zusammenhänge sichtbar werden. Dialoge mit KI sind anspruchsvoll. Der Einsatz menschlicher Intelligenz macht auch in KI den Unterschied im KI-Output.
Die Erfahrung bestätigt auch bei NotebookLM: Oberflächliche Fragen führen zu allgemeinen Antworten und sind im Kontext eines anspruchsvollen Themas wenig relevant. Der Aufruf zur vertieften Dialogbereitschaft gehört somit auch zu diesem Erfahrungsbericht.
4.3 Fazit
NotebookLM ist zu einem wertvollen KI-Assistenten geworden. Dazu muss man ihn wie einen Assistenten instruieren und führen. Die Aufbereitung, Bewertung und Weitergabe von Erkenntnissen ist und bleibt auch bei der KI-Nutzung in der Verantwortung von Autoren – ist Leadership von Personen.
Informationen & Quellen
Projektteam und Autoren
Friedhelm Wolf, M.Sc. Computer Science, Software-Architekt, Dr. Jörn Krebs, Theologe und Informatik-Student, Sandro Jacky, Software Engineer, Simeon Stiefel, Praktischer Theologe, zert. AI-Trainer, Dr. Andreas M. Walker, Zukunfts- und Veränderungsexperte, Jürgen Rintz, Business Consultant, Think Tank CornerStone, Marcel Keller, Informatik Ingenieur und IT-Architekt
Kooperation Schweizerische Evangelische Allianz SEA
Besten Dank an die SEA https://www.each.ch/ für den guten Austausch und die Priorisierung der KI Themen, Beat Ungricht, Präsident, für die gute Zusammenarbeit und den wertvollen Input zur Projektarbeit, Andi Bachmann-Roth, Co-Generalsekretär, Daniela Baumann, Leiterin Kommunikation/Medien und Roland Mürner, Grafikdesign/Web/IT für die gute Begleitung, das Mitgestalten und die Veröffentlichung des Arbeitspapiers Künstliche Intelligenz und Kirche https://www.each.ch/aktuellethemen/ki-kirche/
Themenreihe KI und Kirche
Die Themenreihe KI und Kirche werden wir mit weiteren Blogbeiträgen fortsetzen. Als nächstes folgt: KI und Kirche 3: Perspektive Theologie. Kontaktadresse: juergen.rintz@ttc-cornerstone.org
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