Situation
Wir leben in einer Anspruchsgesellschaft! Nicht nur materiell, auch in unserer Lebensweise! Es wird eingefordert, was man für sich für richtig hält. Ob es richtig ist oder nicht. Auch wenn es dem Kontext, der Realität widerspricht, und auch wenn es uns als Gemeinschaft überfordert! In einer immer mehr zunehmenden Krise werden die sich widersprechenden Ansprüche lauter, stärker, militanter! Dabei belegen wir uns gegenseitig immer mehr mit ausgrenzenden, diffamierenden Worten, die ein Miteinander immer schwieriger machen, Gemeinsamkeiten ausschliessen. Dies betrifft unser Zusammenleben auf alle Ebenen. Lokal, landesweit und weltweit. Die säkularen Bereiche, wie die religiösen Vorstellungen und auch uns Christen. Wir sind überfordert. Entwicklungen kommen schneller, als wir sie erwarten, wir laufen ihnen hinterher. Wie werden wir morgen leben, miteinander auskommen?
Ein kurzer Blick zurück. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ist gekennzeichnet von gesellschaftlichen Überforderungen und chaotischen politischen Entwicklungen mit erheblichen wirtschaftlichen Problemen (1. Weltwirtschaftskrise). Dem 2. Weltkrieg folgte eine Nachkriegsordnung, eine neue Weltordnung, die bis heute nachwirkt. Nach 7 Jahrzehnten relativer Ruhe müssen wir feststellen, dass diese Aufteilung der Welt unstabil ist und in unserem Jahrzehnt die Entwicklungen gesellschaftlich und politisch immer mehr auseinander gehen, die wirtschaftlichen Verhältnisse auf der Welt bedrohlich ungleich sind und die Digitalisierung bei gleichzeitiger Globalisierung täglich neue Veränderungen bewirkt. Wir befinden uns mitten im Wandel in eine digital globale Welt, in der sich die Kräfteverhältnisse für jeden von uns alle nachhaltig verschieben.
Ich glaube wir müssen diese Entwicklungen bei unseren Themen zum Reich Gottes mit im Auge haben, da diese Veränderungen unser Denken, unsere Vorstellungen, unsere Lebensweise stark beeinflussen, auch unsere Bereitschaft Reich Gottes zu sehen und zu leben. Was ist zu tun? In der größten Krise des letzten Jahrhunderts gab es Männer und Frauen, die Entwicklungen gesehen und durchschaut haben, sie durchlebt haben, von denen wir auch heute lernen können, lernen sollten.
Einer von ihnen ist Dietrich Bonhoeffer. Sein Leben ist bestens dokumentiert, durch ihn selbst und durch viele Autoren. Bonhoeffer eignet sich daher gut zum Research. Für Bonhoeffer ist Nachfolge (siehe auch sein Buch Nachfolge) ein zentraler Punkt. Für die Nachfolge steht für ihn die Bergpredigt im Mittelpunkt, die Gemeinschaft mit Gott und Menschen im Vordergrund. Als sein Predigerseminar, in dem er lehrte und Beziehungen lebte vom Staat geschlossen wurde, setzte Bonhoeffer Nachfolge in vielfältigen Beziehungen weiter um, auch in und von den verschiedenen Gefängniszellen aus. Dort hielt er auch seine letzte Predigt und hinterließ uns vor seiner Hinrichtung das Zeugnis: Dies ist das Ende – für mich der Beginn. Gelebte Reichgottes Perspektive hier und in Ewigkeit. Ein reiches Erbe mit Zuspruch für unsere Zeit!
Bernhard Ott stellt mit seinem Buch Tänzer und Stolperer die Bergpredigt aktuell für uns in den Mittelpunkt und das Unser Vater in die Mitte der Mitte. Mit dem Seminar: Wenn die Bergpredigt unseren Charakter formt – Die Bergpredigt gemeinsam lesen, führt er uns in Abschnitt 5. Reich-Gottes-Spiritualität mit dem Unser Vater in eine Spiritualität, Begegnung mit dem Vater, die die Bergpredigt zum Zuspruch werden lässt! Die Einbeziehung von Bonhoeffer zeigt dabei gut, wie wir Bergpredigt in schwierigen Zeiten leben können.
Diese Gedanken bewegen mich beim Blick in unsere Zeit und im Zusammenhang mit den verschiedenen Überlegungen und Themen in unserem Team. In Anspruch oder Zuspruch! Ich möchte ich die Probleme des Anspruch Denkens ansprechen, aber noch viel mehr den Zuspruch als wesentliches Merkmal des Reich Gottes herausstellen.
Zuspruch erfahren
Ist die Bergpredigt: Befehl oder Zuspruch? Was empfindest du wir bei dieser Frage? Wie sieht das dein Umfeld? Empfinden wir es nicht oft als Spannungsfeld? Bernhard Ott gibt in seinem Buch Tänzer und Stolperer und mit dem Seminar Wenn die Bergpredigt unseren Charakter formt eine klare
Antwort: Die Worte von Jesus in der Bergpredigt sind Zuspruch, nicht Befehl! Der Schlüssel zu dieser Erfahrung ist die Begegnung mit dem Bergprediger JESUS CHRRISTUS, der uns sagt wer wir sind und wie wir das Ziel erreichen! Unter Reich-Gottes-Spiritualität ermutigt Ott in der Tanzschule, der JESUS Schule zu diesen Begegnungen. Die Anleitungen von Bernhard Ott inspirieren mich zu folgendem Beitrag zu unserem Thema der Reichs-Gottes-Spiritualität.
Ist nicht gerade unsere Zeit des Anspruchs eine Zeit, in der wir dringend mehr Zuspruch brauchen, um uns (1) nicht im Anspruchsdenken zu verlieren, auseinander definieren und (2) um aus der Perspektive des Zuspruchs und der Begegnung mit dem Zusprechenden Zuversicht gewinnen. Genau da setzt Bernhard Ott an.
Vom Stolperer zum Tänzer
Ist es nicht oft das Stolpern, das die Bergpredigt zur Hürde, zum Befehl macht? Wenn sie eher als Pflichtübung, als Last empfunden wird und weniger an einen Tanz mit Gott und einen gemeinsamen Tanz erinnert? Bernhard Ott zeigt auf, dass die Bergpredigt als Mitte und das Unser Vater als die Mitte der Mitte ist. Es uns in der Tanzschule Gottes durch den VATER, den SOHN und den HEILIGEN GEIST führt und wie wir in diesen Begegnungen vom Stolperer zum Tänzer werden. Ja, zu einer Gemeinschaft von GOTTES Tänzern! Damit kommt es zu neuen Fragen:
- Wie wirkt der Zuspruch?
- Wie werde ich zum Tänzer Gottes?
- Wo finde ich die Tanzschule für dieses Training?
Raum und Zeit für den Zuspruch
Begegnung braucht Zeit füreinander. Zeit in der wir uns aufeinander einlassen, mit JESUS und miteinander! Dazu 2 Herausforderungen:
Überforderung
Durch die Digitalisierung unseres Lebens sind wir ständig auf Empfang oder auf Sendung!
Wir finden kaum die Ruhe zur Reflexion, die Zeit um Antworten zu finden.
Können wir noch abschalten, uns Zeit nehmen, um Zuspruch zu empfangen? Wo finden Begegnungszeiten statt, in denen ich Zuspruch empfange?
Es braucht nicht nur Information, es braucht Begegnungen, Gemeinschaft, in der das Stolpern weniger wird und der Tanz, das Miteinander ermutigt, erfreut! Wo finden wir Begegnungszeiten des Zuspruchs, der Anbetung?
Sind wir nicht auch in unseren Gottesdiensten viel zu oft Konsumenten, beurteilen was ist gut für uns, was passt zu uns? Lassen Vordenkern, lassen wir Anbeten, um uns unserer Bild zu machen? Zuspruch entsteht aus der Begegnung mit dem Bergprediger und der Begegnung miteinander.
Nichts Neues oder doch anders?
Ist die Situation neu oder war es nicht schon immer so? Ja und Nein.
Ja: Es gab zu allen Zeiten Überforderungen und einen fortwährenden Kampf um das richtige biblische Verständnis und um die Zeit für Begegnungen.
Nein: In der heutigen digitalglobalen Welt gibt es Entwicklungen, die es noch nie gab, die uns alle weltweit in allen Lebensbereichen betreffen. Die weltweite Pandemie macht dies plötzlich sichtbar (s. hierzu auch TTC Working Paper TTC). Über die Auswirkungen für unser Leben im Reich Gottes müssen wir dringend nachdenken, was wir ja auch in unserer Arbeitsgruppe vorgenommen haben.
Hier einen Punkt zum Nachdenken: Wir erleben eine Prioritätenverschiebung von Reich Gottes Themen hin zu gesellschaftlichen und politischen Themen und dabei eine problematische Vermischung. Dadurch kommt es zu weiteren Trennungslinien unter Christen. Es entstehen weitere Segmentierungen mit teilweise unüberbrückbaren Ansichten in den kirchlichen und freikirchlichen Bereichen. Individuelle „Meinungsführerschaft“ mit Informationen woher auch immer und Aufrufe zum christlichen Widerstand für was auch immer, wirken nicht nur irritierend, Zuspruch und Zuversicht gehen dabei verloren!
Raum schaffen, für Inhalte und Begegnungen
Thesaurus
Ott stellt in Tänzer und Stolperer die Frage 133: Wo ist dein „Thesaurus“? und zeigt mit der Bergpredigt Matthäus 6,19-24 auf wie unser Denken unser Innerstes, unser Reden bestimmt.
JESUS sagt uns: Wie der Mensch in seinem Herzen denkt, so redet er. Ein guter Mensch bringt Gutes hervor, weil sein Herz mit Gutem erfüllt ist. Matthäus 12,34-35
Mir gefällt der Begriff Thesaurus in diesem Zusammenhang noch. (1) Er drückt aus, dass es um vernetztes Wissen, unsere Schatzkammer, unser Schatzhaus geht. (2) Bei der Bewältigung komplexer Vorgänge z. B. in der IT-Entwicklung, im Projektmanagement ist der Thesaurus ein wichtiger Bestandteil der Orientierung und Kommunikation.
Es gilt also Raum zu schaffen für einen Thesaurus und ihn mit den richtigen Inhalten zu füllen!
Begegnungen
Mit einem gut gefüllten Thesaurus haben wir eine gute Ausgangsbasis. Doch jeder Projektverantwortliche, jeder Leader weiss: Zur Umsetzung braucht es Begegnungen, Austausch und Fortschritt! Wir müssen somit Freiraum schaffen für Begegnungen, in denen wir Zuspruch erleben. Zuspruch aus der Begegnung mit JESUS und Zuspruch aus der Begegnung miteinander. Begegnungen gelebter Reichs-Gottes-Spiritualität, der Ermutigung, der Anbetung!
Digitalisierung
Digitalisierung ist eine Herausforderung.
- Sie kann uns hindern, wenn (1) unser Thesaurus mit nichtigen Werten gefüllt ist (2) Unser Empfangs- und Sendeverhalten uns die Zeit für Begegnungen raubt.
- Sie kann uns aber auch helfen unseren Thesaurus mit wertvollen Inhalten zu füllen und Begegnungen ermöglichen, die sonst nicht möglich wären.
- Sie kann uns auch helfen persönliche Treffen vorzubereiten und sie so effizienter, zielorientierter und wertvoller zu machen.
Wir müssen lernen, Digitalisierung für die richtigen Inhalte und Ziele zu nutzen?
Wir können wertvolle Ressourcen ins Blickfeld rücken, sie teilen und weiterentwickeln. Den Zuspruch ins Zentrum unserer Überlegungen stellen?
Wir sind gerade dabei, Schritte auf diesem Weg zu gehen. Ich freue mich aufs Weiterdenken, die persönlichen Begegnungen digital und im Treffen bei dir und bei mir, einem gemeinsamen Ort.
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